Waldviertler Mini-Team auf der Jagd nach dem WRC3-Titel

Christian Riedemann möchte mit Wurmbrand Racing WRC3-Champion werden. Teamchef Manuel Wurmbrand über die neue Mission und wie es ist, vom Rallyesport zu leben…

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Daniel Fessl/motorline.cc, Wurmbrand Racing

Noch vor nicht allzu langer Zeit hat Manuel Wurmbrand gegrübelt, ob er denn überhaupt Namen wie Baumschlager Rallye Racing oder Stohl Racing als „Vorbilder“ nennen soll – der bescheidene Waldviertler wollte nicht als „größenwahnsinnig“ gelten. Mittlerweile jedoch ist das kleine Wurmbrand Racing Team ein Stammgast im Servicepark der Rallye-Weltmeisterschaft, im Vorjahr lag Wurmbrand in der WRC3 für kurze Zeit sogar auf Platz zwei der Teamwertung.

Dass der Citroen DS3 R3 der kleinen Truppe rund um Manuel Wurmbrand und dessen Lebensgefährtin Anita Schill perfekt vorbereitet ist, konnte auch Christian Riedemann im Vorjahr feststellen. Mehr noch: Der Ungar Kornel Lukacs trug quasi unfreiwillig dazu bei, die Qualität des Teams zu unterstreichen – denn der Jungpilot warf auf seiner WRC3-Mission den DS3 gleich mehrmals und mitunter auch recht heftig von der Strecke, stets wurde repariert und neu aufgebaut. Wurmbrand sagt: „Kornel hatte einige Unfälle – aber es hat trotzdem gepasst. Er fährt heute mit dem von uns aufgebauten DS3, er hat ihn gekauft – aus Kostengründen jedoch setzt ein ungarisches Team den Wagen ein.“

Doch längst hat sich der erwähnte Christian Riedemann bei Wurmbrand gemeldet – der 27-jährige Deutsche begann 2006 mit dem Rallyesport, wechselte drei Jahre später auf einen R2-Citroen, fährt seit 2012 mit einem DS3 R3, wurde im gleichen Jahr Vizemeister der Deutschen Rallye Masters (DRM), konnte 2013 seinen ersten Sieg in der WRC3 einfahren und krönte sich im Vorjahr zum Champion der deutschen Citroen Racing Trophy.

Heuer möchte er um den Gesamtsieg in der WRC3 respektive der JWRC kämpfen – für Manuel Wurmbrand ist es der erste Kampf um einen Weltmeistertitel. Bei der Auftakt-Rallye in Monte Carlo belegten Christian Riedemann und dessen Copilot Michael Wenzel Platz zwei der WRC3. Riedemann bedankte sich auch bei Wurmbrand Racing: „Das gesamte Team hat einen hervorragenden Job geleistet.“

Wurmbrand sagt: „Damit sind wir sehr zufrieden, da ist sicher noch Luft nach vorne, wir wollen mit Christian um den Titel kämpfen.“ Freilich müsse auch Riedemann „um Sponsoren kämpfen“, sagt Wurmbrand, aber: „Ich hoffe, dass er das nötige Budget aufstellen kann, um die komplette Saison durchzufahren.“

Zweites Auto? „Österreicher wäre gut“

Auch ein zweiter Citroen DS3 R3 könnte von Wurmbrand Racing eingesetzt werden, Wurmbrand nickt: „Dagegen spricht nichts, es muss sich halt ergeben.“ Gerüchten zufolge wurde bereits Chris Brugger mit Wurmbrand in Verbindung gebracht, Österreichs jüngstes Talent möchte heuer in der WRC3 WM-Luft schnuppern. Wurmbrand sagt: „Da gab es bislang nur einen sehr losen Kontakt – so richtig haben wir noch nicht darüber gesprochen.“ Ein Österreicher im Team würde Wurmbrand jedenfalls gefallen, speziell Brugger würde er gerne betreuen: „So weit ich ihn bisher kennen gelernt habe, ist er recht sympathisch und alles andere als langsam. Er ist ein junger Pilot, er bringt frisches Blut in die Szene – und ich würde gern mit ihm zusammenarbeiten.“

Langfristig möchte Manuel Wurmbrand mit seinem Team in der Weltmeisterschaft bleiben: „Es wäre nicht schlecht, wenn wir ständig in der WM fahren könnten.“ Mittlerweile wurde sein 1998 begonnenes Hobby, der Rallyesport, sein Brotverdienst. Damals fuhr er selbst – auch heute steigt er immer wieder in den Rallyeboliden. Das Team gab es damals schon…

Während also in Österreich Veranstalter, Aktive und Fans von einer Krise sprechen und einen Schwund an Sponsoren und Medieninteresse beklagen, kann Manuel Wurmbrand vom Rallyesport leben. Er sagt: „Ich sehe nicht die große Krise – ich habe eher das Gefühl, dass bei einigen die Begeisterung verloren geht. Ja, sicher – das Interesse für Fußball ist weitaus höher, aber der Fußballsport tut auch mehr dafür. Klar: Der Fußball hat aber auch um vieles mehr Geld zur Verfügung. Aber wir hätten in Österreich Fahrer, die gar nicht so langsam sind – doch das Geld rinnt leider woanders hin.“

Mahnend fügt der Waldviertler hinzu: „Manche Fahrer jedoch glauben, dass sie nicht mehr an sich arbeiten müssen.“ Welche Fahrer er konkret meint, möchte Wurmbrand nicht verraten. Sicher sei: „Wir haben in Österreich schnelle Fahrer – zum Teil jedoch sind sie schon wieder zu alt. Es wäre jedenfalls toll, wenn es in der WM wieder einen österreichischen Piloten geben würde.“

Nachbar von VW? „Lieber die kleine Form“

Zwar kann sich Wurmbrand vorstellen, irgendwann „als nächsten Schritt ein Allrad-Fahrzeug in der WRC2 einzusetzen“, doch neben M-Sport oder gar dem Volkswagen-Werksteam sieht er seine orange-weiß gebrandete Truppe nicht im Servicepark stehen: „Ich möchte das Ganze überschaubar halten. Ich möchte keine 200 Leute haben, die für mich arbeiten. Ich habe lieber die kleine Form, die dafür richtig gut funktioniert.“

Dass er wegen der internationalen Einsätze seines Teams zuletzt wenig zum Fahren kam, nimmt der Pilot Manuel Wurmbrand gerne in Kauf. Zugleich sagt er: „Selber fahren bleibt sicher auch ein Ziel – vielleicht geht es sich ja wieder einmal aus? Vielleicht ist irgendwann sogar eine ganze Saison möglich? Jetzt aber sind wir in der WRC3 im Einsatz und das nimmt all unsere Kräfte in Anspruch.“